Kaiserstraße Mitte am Elvis-Presley-Platz

Geschichte der Kaiserstraße Teil 2

(Teil 1 siehe Webcam Kaiserstraße Nord )

Die Kaiserstraße verfügt über eine lange Geschichte, die mutmaßlich in die Zeit um Christi Geburt zurück reicht. Der Straße begann wohl an der Burg, auf deren Platz bereits in germanischer Zeit, erstmals erwähnt 11 v. Chr. , ein römisches Reiterkastell stand. Eine Siedlung schloss sich auf dem nach Süden breiter werdenden Höhenrücken an. So wurde dieser Platz der „umfriedete Berg“, eben Friedberg. Die günstige Lage Friedbergs wurde damit erstmals in römischer Zeit systematisch genutzt. In Friedberg sammelten sich die Verbindungen zu den Limeskastellen der nördlichen Wetterau.

Webcam Mitte: Der Höhenrücken südlich der Burganlage wurde in der Zeit der römischen Dominanz bereits durch die Römer besiedelt. Die nachfolgende Zeichnung zeigt, wie die Siedlung, etwa im Verlauf der heutigen Kaiserstraße, zwischen Reiterkastell und etwa Höhe der heutigen Haagstraße (im Bild rechts) ausgesehen haben könnte. Die Zeichnung ist entgegengesetzt des Webcambilds zu verstehen. Der Straßenmarkt befand sich vermutlich in Kontinuität des römischen vicus . Die im Webcambild links verlaufende Kaiserstraße (in Richtung Burg gesehen) zeichnet in etwa den Verlauf des Vicus nach.

Zwischen der Römerzeit und der mittelalterlichen Neugründung Friedbergs lagen Jahrhunderte eines vermutlich ungeordneten Daseins zwischen römischen Trümmern.

Mit der Neugründung wurde der Höhenrücken südlich der Burg in südlicher Richtung systematisch besiedelt. Im Süden stellte das „Mainzer Tor“ den Abschluss der Straße dar. Dieses befand sich allerdings nicht an der „Mainzer-Tor-Anlage“, sondern auf Höhe der heutigen Krankenhauseinfahrt. Im Friedberger „Wetterau-Museum“ gibt es zahlreiche Zeitzeugnisse aus der mittelalterlichen Geschichte zu sehen.

„Sicht“ auf Friedberg in Nord-Süd-Richtung am Ende des Mittelalters von Alexander Kulhavý-Bares, veröffentlicht 1949, aufgenommen im Wetterau-Museum

Die Straßenmarktsiedlung im Bereich der heutigen Kaiserstraße, hatte in der Ausdehnung, die sie in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts erreichte, bis Mitte des 19. Jahrhundert in etwa Bestand. Erst ab dieser Zeit dehnte sich die Stadt deutlich aus. Am Friedberger Straßenmarkt, zunächst als „Breite Straße“ bezeichnet, wurde florierender Handel betrieben. Immerhin lag Friedberg an einer der größten Nord-Süd-Handelsrouten des Landes. Erst nach einem Besuch Friedbergs durch Kaiser Wilhelm I. wurde die Straße in Kaiserstraße umbenannt.

Der im Webcambild gezeigte Platz wurde im Jahr 2014 umgebaut und neu gestaltet. Dabei traten zahlreiche archäologische Funde zutage, die zum Teil bereits historisch belegt und von der ungefähren Lage her bekannt waren. Unter der Leitung des Kreisarchäologen Dr. Jörg Lindenthal wurde die gesamte ca. 3.000 qm große Gestaltungsfläche sorgfältig abgegraben und Schicht für Schicht auf Zeugnisse der jeweiligen 10 nachgewiesenen Zeitperioden untersucht. Als vermutlich wichtigste Funde wurden die beiden, noch erhaltenen Tiefbrunnen seitlich der Haagstraße (Waaghausbrunnen im Vordergrund) und seitlich der Einmündung der Wolfengasse (Pleetzbrunnen über 22 m tief) ausgegraben, dokumentiert und gesichert.

Des Weiteren wurden die "Grundmauern" des Waaghauses aus dem 14. Jahrhundert sowie davor Wagenspuren der Pferdefuhrwerke nachgewiesen, die dort zum Wiegen vorfuhren. Die ältesten aufgefundenen Tonscherben einer römischen Amphore stammen laut Dr. Lindenthal aus dem 2. Jahrhundert nach Christus, der Zeit, in der bis zu 1.000 römische Soldaten im Kastell, auf dem Platz der heutigen Burg, stationiert waren. Der Vicus, in dem die Soldatenfrauen, Gastwirte, Handwerker und Händler angesiedelt waren, zog sich vom Kastell bis in den Bereich des heutigen Elvis-Presley-Platzes. Die Hoffnung vieler Friedberger, bei der Platzgestaltung "einen Blick in die Friedberger Geschichte" offen zu halten, bzw. einzurichten, wurde dabei leider nicht erfüllt.

Ungefähre Lage der Brunnen in der Grabungsstätte - Herzlichen Dank an Luftfotograf Ernst Stadtler für das freundliche Nutzungsrecht am Bild

Da die Kernstadt, im Gegensatz zum östlichen Bereich rund um den Bahnhof, im Krieg nur wenige Zerstörungen hinnehmen musste, sind auch heute noch zahlreiche mittelalterliche Gebäude an der Kaiserstraße zu besichtigen. Dazu zählt das älteste nachgewiesene Gebäude, das „Steinerne Haus“, heute Kaiserstraße 118 vom Ende des 12. Jahrhunderts. Zahlreiche weitere, gut erhaltene Bauwerke aus der Zeit zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert, überwiegend mit veränderten Erdgeschossen zur Nutzung als Geschäftsflächen, geben der überdurchschnittlich breiten Kaiserstraße ihr besonderes historisches Gesicht.

Auch heute stellt die Kaiserstraße mit Teilen der östlichen Altstadt, der Wolfengasse und Haaagstraße das Herz der Kreisstadt dar. Hier schlägt der Puls des Einzelhandels. Zahlreiche historische Zeitzeugen neben der flächenmäßig größten Burganlage Deutschlands mit Adolfsturm, Burgkirche, Burgmannenhaus, Burggrafiat, St.Georgsbrunnen und römischer Grabungsstätte gruppieren sich um die Kaiserstraße und laden zu Besichtigungen ein. Dazu gehören die Mikwe als größte vollständig erhaltene mittelalterliche „Judenbad“-Anlage Deutschlands (Baubeginn vermutl. 1260) ebenso, wie die Stadtkirche „Unserer Lieben Frau“, die zwischen 1260 und 1410 als gotische Hallenkirche gebaut wurde. Der „Rote Turm“ , erstmals erwähnt 1396, ist der letzte erhaltene der drei Türme der ehemaligen Stadtbefestigung. Übrigens werden jeden Sonntag historische Stadtführungen angeboten.

Elvis Presley-Kreisel

Elvis hat in Friedberg noch viele Fans, bis hin zu einem immer noch bestehenden Fanclub – der Elvis-Presley-Verein e.V. Bad Nauheim-Friedberg. Das begründet sich aus der Stationierung des „King of Rock´n Roll“ vom Oktober 1958 bis März 1960 in den Friedberger „Ray Barracks“, während der er in Bad Nauheim zunächst in Hotels und anschließend in einem gemieteten Haus in der Goethestraße wohnte. Auf Bitten und Anregung der Elvis-Fans wurde schließlich der größte zentrale Platz (siehe Webcambild) im Friedberger Einkaufszentrum mehr oder weniger offiziell zum Elvis-Presley-Platz. Als auffälligstes Zeichen der ehemaligen Stationierung in Friedberg wurde eine Kreisverkehrsanlage unmittelbar neben dem ehemaligen Kasernengelände unübersehbar mit einem Denkmal ausgestattet.

Der „Elvis-Presley-Kreisel“ mit dem „legendären Capriclub“ (Gebäude darüber) im ehemaligen Kasernengelände auch heute noch zu sehen.

Seit der ersten Dezemberwoche 2018 hat der Friedberger Elvis-Presley-Platz eine neue Attraktion, die Elvis-Ampeln. Rotes Lichtzeichen: Elvis steht am Mikrofon und bittet damit, ebenfalls stehen zu bleiben. Grünes Lichtzeichen: Elvis zeigt mit seinem berühmten Hüftschwung an, dass der Überweg jetzt frei gegeben ist.

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